Pressemitteilung: Johannesburg

Setzten Sie ein Zeichen, Herr Schröder!

Offener Brief an den Bundeskanzler

 

6. August 2002

 
   

 

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

vom 26. August bis 4. September findet in Johannesburg der Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung statt. Gemeinsam mit anderen Staats- und Regierungschefs werden Sie dort Bilanz ziehen über die 10 Jahre seit dem Erdgipfel von Rio 1992 und die Umsetzung der dort gefassten Beschlüsse.
Rio war für die globale Umwelt- und Entwicklungspolitik ein Signal der Hoffnung. Doch seit Rio hat sich der Zustand unserer natürlichen Lebensgrundlagen nicht verbessert. Die Menschheit betreibt weiter Raubbau an ihren natürlichen Lebensgrundlagen. Die Kluft zwischen Arm und Reich hat sich im Zuge der Globalisierung noch ausgeweitet. Vor allem in den Entwicklungsländern hat sich die Hoffnung von Rio inzwischen in Enttäuschung verwandelt.
Vor diesem Hintergrund waren die Vorbereitungen für den Gipfel in Johannesburg bisher ein Fiasko. Kein einziger konkreter Beschluss ist bisher erkennbar. Der Gipfel droht an der Blockadehaltung vor allem der USA, aber auch einer Reihe anderer Länder, zu scheitern.
Ein Scheitern des Johannesburger Gipfels wäre ein verheerendes Signal. Es würde bedeuten, dass die Staatengemeinschaft nicht in der Lage ist, die dringendsten gemeinsamen Probleme auch gemeinsam zu lösen.
Deutschland hat in Rio 1992 mit der Ankündigung, seinen Treibhausgasausstoß bis 2005 um 25% zu reduzieren, ein vielbeachtetes Zeichen gesetzt und maßgeblich dazu beigetragen, dass eine internationale Dynamik entstand, die schließlich zum Kyoto-Protokoll für den Klimaschutz führte.
Es ist an der Zeit, dass Sie in Johannesburg ein vergleichbares Zeichen setzen und konkrete Ziele für Johannesburg benennen:

  • Deutschland wird bis 2015 den Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch von 6 auf 25% erhöhen
  • Deutschland wird bis 2010 den Anteil der Entwicklungshilfe am Bruttosozialprodukt von 0.27 auf 0.7 % erhöhen
  • Deutschland wird bis 2020 den Ausstoß von Treibhausgasen um 40% gegenüber 1990 verringern

Wir appellieren an Sie: Reißen Sie in Johannesburg das Steuer herum! Geben Sie Impulse für einen erfolgreichen Gipfel! Kommen Sie nicht mit leeren Händen aus Johannesburg zurück!


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Unterzeichnet haben diesen Brief:

Arbeitsgemeinschaft der Umweltbeauftragten der Ev. Kirche in Deutschland, AGU
Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz, ARA
Evangelischer Entwicklungsdienst, EED
Forum Umwelt & Entwicklung
Freunde des ASA-Programms
Germanwatch
Misereor
Ökumenische Initiative Eine Welt
Pro Regenwald
terre des hommes Deutschland
Umweltstiftung WWF-Deutschland
Verkehrsclub Deutschland, VCD
Verband Entwicklungspolitik Deutscher Nichtregierungsorganisationen, VENRO
Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung, WEED
Weltfriedensdienst
Weltladen-Dachverband



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Weitere Informationen:
Forum Umwelt & Entwicklung,
Jürgen Maier, Gerald Knauf,
Am Michaelshof 8-10,
53177 Bonn,
Tel.: 0228-359704, Fax: 0228-92399356,
E-Mail: info@forumue.de, www.forumue.de, www.rio-10.de