Pressemitteilung

Countdown für Johannesburg:
Umwelt- und Entwicklungsorgani-
sationen starten Kampagne

 

19.02.2002

 
   

Johannesburg ist der Schauplatz des wichtigsten Ereignisses der internationalen Politik in diesem Jahr. Zehn Jahre nach dem Erdgipfel von Rio de Janeiro versammeln sich vom 26. August bis 4. September 2002 die Staatschefs erneut, um Bilanz zu ziehen und Perspektiven für die weitere Umsetzung von Nachhaltiger Entwicklung zu formulieren.

Die deutschen Umwelt- und Entwicklungsorganisationen starten aus diesem Anlass eine Kampagne "Globale Gerechtigkeit ökologisch gestalten". Gemeinsam soll Druck auf die Bundesregierung ausgeübt werden, Nachhaltige Entwicklung stärker auf die politische Tagesordnung zu setzen. "Nach wie vor sind wir weit davon entfernt, einen tatsächlichen Kurswechsel hin zu nachhaltiger Entwicklung zustande zubringen", so der Präsident des Deutschen Naturschutzrings, Hubert Weinzierl. "An der Zerstörung der Umwelt hat sich seit Rio wenig geändert." Er unterstrich die Forderung nach einer tatsächlichen Energie- und Verkehrswende, die Voraussetzung für einen wirksamen Klimaschutz sei, und forderte einen zügigen Abbau aller Vergünstigungen für fossile Brennstoffe. Auch der Schutz der biologischen Vielfalt, insbesondere der Wälder, bleibe bisher weit hinter den Notwendigkeiten zurück.

Der Vorsitzende des Verbandes Entwicklungspolitik (Venro), Reinhard Hermle, kritisierte, dass die Industrieländer seit Rio die Entwicklungshilfeetats nicht wie zugesagt erhöht, sondern kontinuierlich abgesenkt haben. "Wir fordern einen spürbaren Schuldenerlass, deutlich erhöhte Entwicklungshilfe und verbesserten Marktzugang für Entwicklungsländer. Nur so können die strukturellen Zwänge beseitigt werden, unter denen viele Entwicklungsländer heute Raubbau an ihren eigenen Lebensgrundlagen betreiben müssen." Hermle forderte die Bundesregierung auf, bereits beim im März bevorstehenden UN-Entwicklungsgipfel in Mexiko konkrete Initiativen für eine Erhöhung des Entwicklungshilfehaushalts vorzulegen. Es gebe genug sinnlose Staatsausgaben, die entsprechend umgeschichtet werden könnten.

"Vom Johannesburg-Gipfel müssen konkrete politische Impulse ausgehen, Globalisierung ökologisch und sozial zu gestalten," fordert Barbara Unmüßig, Sprecherin des Forums Umwelt & Entwicklung. Es gelte, internationale Zusammenarbeit nicht alleine unter dem Primat ökonomischer Effizienz zu vereinbaren, sondern soziale und ökologische Regeln in der Welthandels-, Finanz- und Investitionsordnung verbindlich zu verankern. "Schließlich sind die Dynamiken einer entgrenzten Ökonomie der Grund, warum der Rio-Prozess stecken geblieben ist", so Barbara Unmüßig. Sie kritisierte den bisher vorliegenden Entwurf der Bundesregierung für eine "Nationale Nachhaltigkeitsstrategie". Darin würden kaum Ansätze für eine tatsächliche Neuorientierung der deutschen Politik mit globaler Verantwortung erkennbar, sondern bestenfalls Versuche, die Fortsetzung nicht zukunftsfähiger Politik als "nachhaltig" zu verkaufen.

Der Kampagnenaufruf und die 10 Forderungen der beteiligten Verbände sind unter www.rio-10.de abrufbar. Herausragendes Ereignis der Kampagne wird am 31. Mai und 1. Juni 2002 ein großer Kongress in Berlin "Countdown für Johannesburg".


Weitere Informationen erhalten Sie direkt beim Forum Umwelt & Entwicklung
oder per Handy: Jürgen Maier 0171-3836135